© M.Zakaria 2014
Johannes M Zakaria
Unter Atmung (lat.: Respiratio) wird im allgemeinen Sprachgebrauch die
Lungentätigkeit (Ventilation) verstanden. Im weiteren Sinne versteht man jedoch unter
Atmung alle damit verbundenen Vorgänge, denn es ist erforderlich, dass der
Luftsauerstoff durch die innere Lungenoberfläche diffundiert, mithilfe des Blutes zu den
Geweben und Zellen weitergeleitet wird und das Kohlenstoffdioxid aus Zellen und
Geweben über das Blut zur Lunge geleitet und schließlich ausgeatmet wird.
In der Biologie ist der Begriff noch umfassender: Alle Prozesse von der Aufnahme eines
reduzierbaren Stoffs (bei Aerobiern ist das Sauerstoff, O2), dessen Transport in die
Zielzellen, seine Reduktion mit Hilfe der Atmungskette (Endprodukt im Falle der aeroben
Atmung: Wasser), die Speicherung eines möglichst großen Teils der freigesetzten
Energie in Form von chemisch energiereichen Biomolekülen (meistens ATP) und
Abgabe (Ausatmung) des Kohlenstoffdioxids (Abbauprodukt der organischen Stoffe)
werden zur Atmung gerechnet. In diesem Sinne lässt sich verallgemeinernd formulieren:
Die Atmung ist die Oxidation eines energiereichen Stoffs (Reduktans), beispielsweise
Glucose, unter Reduktion eines externen, Elektronen akzeptierenden Stoffs (Oxidans,
beispielsweise Sauerstoff), wobei ein (großer) Teil der freiwerdenden Energie dieser
Redoxreaktion durch Synthese energiereicher Moleküle chemisch gespeichert wird.
Das Atmungssystem ist artspezifisch organisiert: Säuger etwa können kein Wasser
atmen, Fische keine Luft. Der Grund für Letzteres liegt darin, dass die Kiemenblättchen,
die ihre Ausbreitung durch das Wasser erhalten, in der Luft trocknen und miteinander
verkleben, womit der Gasaustausch über die sehr zarte Austauschfläche zum Erliegen
kommt. In die Lungenbläschen eindringendes Wasser andererseits kann aufgrund
seines vergleichsweise zu Luft hohen spezifischen Gewichtes nur schwer gegen die
Schwerkraft-Wirkung ausgeatmet werden und schließlich ist der Sauerstoffgehalt des
Wassers ganz erheblich geringer als der der normalen Atemluft, es kommt zum
Ersticken.
Innere und äußere Atmung
In der Biologie wird nach anatomisch/physiologischen und biochemischen Aspekten die
äußere von der inneren Atmung (Zellatmung) unterschieden:
Innere Atmung
Als innere Atmung oder Zellatmung werden jene Stoffwechselprozesse bezeichnet,
welche dem Energiegewinn der Zellen dienen. Insbesondere versteht man hierunter die
biochemischen Vorgänge der Atmungskette in der inneren Membran der Mitochondrien,
an deren Ende ATP synthetisiert wird.
Äußere Atmung
Eine äußere Atmung kommt nur bei Aerobiern vor, da Anaerobier nicht als Mehrzeller
organisiert vorkommen. Man unterscheidet folgende Komponenten, welche auch
kombiniert auftreten können.
Die Hautatmung, bei der der Gasaustausch mit Wasser oder mit der
Erdatmosphäre über die gesamte Körperoberfläche erfolgt.
Die Kiemenatmung, bei der der Gasaustausch mit Wasser über dünne,
durchblutete Hautausstülpungen, die Kiemen, erfolgt. Sie kommt bei vielen
Wirbellosen, darunter auch Landtieren, und bei Fischen vor.
Die Tracheenatmung über röhrenförmige Einstülpungen der Körperhaut. Sie
kommt bei Insekten, Tausendfüßern und einigen Spinnen vor.
Die Lungen: Sauerstoff wird von den Lungenbläschen an die Kapillaren
abgegeben und Kohlenstoffdioxid wird aus den Kapillaren an die Lungenbläschen
abgegeben. Sie kommt zum Beispiel bei lungenatmenden Schnecken und bei
Amphibien, Reptilien, Vögeln und Säugetieren (einschließlich Menschen) vor.
Gasaustausch der Pflanzen bei der Photosynthese über die Stomata.
Die Plastron-Atmung oder „physikalische Kieme“.
Die Verteilung der Gase an die Zielzellen in respiratorischer Flüssigkeit (Blut oder
Lymphe), meist mit Sauerstofftransportvektoren (Hämoglobin oder Hämocyanin),
teilweise zellulär (Erythrozyten).
Neiqi und Waiqi
Der Begriff Neiqi steht für den „Inneren Atem“ und bezeichnet die im Inneren des
Körpers gespeicherte Energie. Hierzu steht im Gegensatz Waiqi, der „Äußere Atem“,
also die eingeatmete Luft. Das Neiqi ist die bei der Geburt übernommene Energie des
Ur-Atems, des Yuanqi (s. o.). Bei der Geburt des Menschen bilden sich durch Aufnahme
des Ur-Qi Geist, Körper, Speichel und Samen des Mannes.
Nach daoistischer Auffassung kommt es darauf an, das Neiqi im Inneren des Körpers zu
stärken, zu formen und zu erhalten beziehungsweise möglichst in seinen
ursprünglichen, reinen Zustand zurückzuführen. Hierzu dienen zahlreiche daoistische
Atemübungen. Bis in die Tang-Dynastie herrschte die Meinung vor, dass bei
Atemübungen die Luft anzuhalten sei, um die Energie im Körper zu erhalten und
zirkulieren zu lassen. Diese Auffassung änderte sich dann in der Mitte der Tang-
Dynastie. Es setzte sich nun die Meinung durch, dass beim Zirkulieren des Atems nicht
das äußere Qi, sondern das innere Qi im Körper kreist, wodurch man von der
gefährlichen Übung des Atemanhaltens für bis zu 200 Herzschläge Abstand nehmen
konnte. Bilder zu Atmung
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